Sehr geehrte Schüler und Schülerinnen,
viele von Euch werden es kennen. Immer und immer mehr unserer Klassenkameraden haben einen so genannten Migrationshintergrund. Dies bedeutet, dass Deutsch nicht ihre Muttersprache ist. Folglich sprechen viele diese Sprache nicht bis kaum oder schlechter als ihre Kollegen.
Viele fassen dies negativ auf, da die Kommunikation mit deutschsprachigen Mitmenschen nicht gefördert wird, wenn jeder eine andere Sprache spricht und die gemeinsame nicht von allen im selben Maße beherrscht wird. Prinzipiell ist dieser Gedankengang natürlich vollkommen verständlich und nachvollziehbar, Grundkenntnisse der deutschen Sprache sollten wenigstens vorhanden sein, wenn man in Deutschland oder Österreich lebt. Dieser Grundgedanke wird aber von manchen viel zu weit und falsch vorangetrieben.
Das Elisabethinum in St. Johann/Pongau ist ein gutes Beispiel für diese These. Ähnlich wie in alten Zeiten, als man in Italien beispielsweise für die Verwendung einer anderen Sprache, während der Schulzeit, in den Mund gespuckt bekam, will man die Nutzung „fremder“ Sprachen verbieten. Frei nach dem Motto „Wenn jemand nicht Deutsch reden will, kann er auch schweigen.“, einem Satz, der während einer öffentlichen Diskussion über die Regelung fiel, sollte man nur noch eine Redenserlaubnis erhalten, wenn man Deutsch sprach, weinte oder lachte.
Somit stellt sich zuallererst die Frage, was mit einer derartigen Regelung bewirkt werden soll. Warum zwingt man andere dazu, die eigene Sprache zu verwenden? Wie schon erwähnt, finde ich es gut, Grundkenntnisse der Landessprache zu besitzen, aber dafür seine eigene Muttersprache ablegen zu müssen schießt etwas über das Ziel hinaus. Jeder sollte die Sprache nutzen dürfen, die ihm am besten liegt – sei es Deutsch, Englisch, Türkisch oder Japanisch – solang er eine Kommunikation damit nicht behindert. So wählt man beispielsweise nach Möglichkeit die deutsche Sprache im Unterricht, um auf Fragen des Lehrers einzugehen, auch wenn man während der Pause die türkische Sprache während dem Reden mit Kollegen bevorzugt.
Die Regelung, auf nur eine Sprache reduziert zu werden, finde ich von daher nicht wirklich förderlich. Spricht man kein Deutsch wird man ausgegrenzt und unterdrückt. Wenn man mit seiner Familie einen Urlaub im Ausland verbringt, wird einem doch auch nicht das Kommunizieren in der Muttersprache verboten. Man würde sich ebenso in seinen Rechten gestört fühlen.
Um ein gutes Zusammenleben zu ermöglichen, müssen alle Beteiligten zusammenarbeiten. Keiner sollte ausgeschlossen werden, besonders nicht durch Dinge, die schon bei der Geburt mitgegeben wurden, beispielsweise die Muttersprache. Teilt man nicht dieselbe Primärsprache so sollte man nicht in Hass verfallen, sondern eine Lösung dieses Problems anstreben. Eine der beiden Parteien spricht kein Deutsch aber beide Englisch? Gut, sie können in englischer Sprache kommunizieren. Man muss keinesfalls eine Sprache perfekt beherrschen, man sollte sich einfach halbwegs verständlich ausdrücken können. Ist die Grammatik beispielsweise nicht korrekt, bringt dies beim Reden kaum einen negativen Effekt mit sich. Austauschen kann man sich problemlos.
Wollen wir nicht alle in Frieden miteinander leben? Dann sollten wir nicht stets den Fehler in unserem Gegenüber suchen. Sich auf Kompromisse einlassen oder einmal nachzugeben verbessert unser gemeinsames Leben ungemein.
Sprache ist keine Barriere – Unsere Einstellung ist es.