Seit dem 01.07. gibt es in der EU neue Zoll-Gesetze. Leider werden auf Medien- oder Newsseiten die Neuerungen oft nur unzureichend erklärt bzw. es wird nur auf die negativen Punkte eingegangen. So sehe ich oft verwirrte Seelen, welche sich fälschlicherweise über die Gesetzesänderungen beschweren. Ich finde die neuen Gesetze alles in allem profitabel und sinnvoll umgesetzt. Aber warum? Ein Beitrag:
Was weiß ein random Dude, wie du, von Gesetzen?
1.) Ich arbeite im Onlinehandel. Ich schlage mich ständig mit E-Commerce Gesetzen herum.
2.) Ich bestelle 1-2 Dutzend Importpakete im Jahr. Ich habe daher auch hiermit einige Erfahrungen.
3.) Quellen sind am Ende des Threads verlinkt.
Was hat sich geändert?
Seit dem 01.07. werden ALLE Pakete außerhalb der EU verzollt. Dies bedeutet, dass Pakete mit geringem Warenwert nicht mehr “durchgewunken” werden und ihr für (fast) ALLE Pakete Steuern und eventuelle Zusatzgebühren zahlen müsst. So soll Steuerhinterziehung reduziert, allgemein Steuern generiert und der Import von Billigprodukten unattraktiver gemacht werden.
Die coole Änderung: Das Import One Stop Shop (kurz IOSS) Verfahren. Händler oder Marktplätze können die jeweiligen Steuern SELBST abzuführen. Für Händler, die nicht beim IOSS teilnehmen ist weiterhin der Importeur (in dem Fall also ihr) zuständig.
Kurz zusammengefasst bedeutet das für Endkunden: Bei IOSS Händlern zahlt ihr bei Artikeln unter 22€ im Normalfall zukünftig 19% mehr, bei Bestellungen bis €150,- jedoch €6,- weniger! Für andere Händler oder Bestellungen über €150,- ändern sich die Regeln nicht!
Was sind die Vorteile im Detail?
Einkaufen wird bei vielen Händlern einfacher und im Normalfall sogar billiger!
Fällt Einfuhrumsatzsteuer an, streckt normalerweise die Deutsche Post euch diese vor – und zwingt euch zusätzlich €6,- Gebühren auf. Bei IOSS Händlern ist die Steuer schon bezahlt und ihr zahlt keine zusätzlichen Gebühren! Durch eine einheitliche elektronische Abwicklung sollten sich auch fehlerhafte Zollpakete reduzieren. Eine “nachträgliche Postverzollung” mit knapp €30,- Gebühren sollte demnach bei IOSS Händlern nicht auftreten.
Und die Nachteile?
Ihr zahlt nun zu 99% Steuern. Unterstützt der Händler IOSS zahlt ihr sie an den Händler, wenn nicht an die deutsche Post (inklusive extra Gebühren). In Ausnahmefällen könnt ihr die Steuern auch an das Versandunternehmen bezahlen. Steuern unter €1,- (also ~ 5€ Warenwert) werden nicht erhoben. Weiters haben Händler früher oft einen zu niedrigen Paketwert angegeben. Z.B. Ihr habt €40,- bezahlt aber auf dem Paket stand nur €20,-. Vorher lief das meistens problemlos durch den Zoll, heute müsst ihr dafür bezahlen. Betrug wird eher auffallen. IOSS Händler werden ebenfalls immer die korrekten Steuern abführen.
ACHTUNG!
Ab einem Warenwert von über €150,- werden zusätzliche Gebühren fällig. Das IOSS Verfahren greift hier NICHT mehr. Solltet ihr über €150,- für eine Bestellung verplanen, informiert euch bitte gut über die Anfallenden Gebühren. Für eine bessere Einschätzung der Kosten, stellt der Zoll einen entsprechenden Rechner bereit: https://www.zoll.de/DE/Privatpersonen/Postsendungen-Internetbestellungen/Abgabenrechner-Zoll-und-Post/abgabenrechner-zoll-und-post_node.html
Wichtig: Der Rechner beachtet nicht die €6,- Auslagepauschale der deutschen Post bzw. eine eventuelle nachträgliche Postverzollung.
Woher weiß ich, ob mein Händler IOSS unterstützt?
Ihr seht es spätestens beim Checkout, des jeweiligen Shops. Hier werden, ähnlich wie in Deutschland, neben dem Warenwert zusätzlich die jeweiligen Steuern angezeigt. Gibt der Händler die Steuern nicht separat an, nimmt dieser NICHT teil. Bereitet euch hier also schon mal auf zusätzliche Gebühren bei der Lieferung vor.
Mein persönliches Fazit:
Für mich werden sich die Änderungen mit Sicherheit lohnen. Der Großteil meiner Importe liegt zwischen 20 und 100 Euro. Das Einkaufen in ausländischen Shops wird also für mich einfacher und transparenter. “Ali-Express-Jünger” die des Öfteren für Kleinstbeträge in China einkaufen, werden von den Änderungen wahrscheinlich nicht profitieren.
Quellen:
https://www.deutschepost.de/de/b/briefe-ins-ausland/zollinformation/fragen-zu-kosten.html