„Der Alte sieht traurig aus.“ – „Solang ihm sonst nichts fehlt…“

Die Artikel „Beschimpft, beleidigt, bedroht“ von Nicole Strozzi und „Tödliche Gewaltakte gegen sich selbst“ von Elke Ruß aus der Tiroler Tageszeitung vom 10.3.2014 handeln von Gewalt, gegen oder durch ältere Menschen.

Gewalt ist schrecklich, nicht nur im Alter. Doch warum sind oftmals gerade ältere Personen davon betroffen und warum wird dagegen nichts unternommen?

Der Artikel nennt als Argument, dass Gewalt oft nicht als solche erkannt wird, weder vom Täter, noch vom Opfer. Dies kann ich nur zum Teil unterstützen. Die meisten werden bei dem Wort „Gewalt“ mit Sicherheit zuerst an physische Angriffe auf eine Person denken. Natürlich kann man als halbwegs normal denkender Mensch etwas Derartiges nicht erkennen, oder? Humbug. Körperliche Schäden oder Misshandlung sind vergleichsweise schnell und einfach identifizierbar. Des Weiteren bezweifle ich, dass – auch, wenn es ältere Menschen sind – man gegen derartige Vorfälle nicht vorgeht. Kann die Aussage des Textes also ad acta gelegt werden?

Mitnichten. Hier ist man nun nämlich aufgefordert, etwas weiter zu denken. Kann man Menschen wirklich nur physisch schaden? Nein. Vor allem in der heutigen Zeit tritt psychische Gewalt immer mehr in den Vordergrund. Seien es nun Beschimpfungen, Beleidigungen oder Bedrohungen. Oftmals werden Menschen damit um einiges leichter „zerstört“ als mit anderen Formen der Nötigung. Doch warum lässt sich dieses Problem nicht so „einfach“ lösen, wie bei dem physischen Gegenstück?

Dies lässt sich auf mehrere Punkte zurückführen. Hier tritt „endlich“ das Argument ein, dass man nicht erkennt, welche Schäden man seinen Mitmenschen psychisch zufügt. Klar ist es offensichtlich böse gemeint, wenn man jemanden als niederwertiges Individuum abstempelt, aber was ist mit Aussagen, die man beispielsweise selbst nicht als schlimm empfindet, andere jedoch schon? Des Weiteren fallen für alte Menschen in diesen Punkt Regeln wie beispielsweise eine gewisse Freiheitsbeschränkung durch das Altersheim. Derartige Anstalten würden im Chaos ausbrechen, wenn jeder Insasse jederzeit tun und lassen dürfte, was er wolle. Es ist daher fast natürlich, dass man sich dadurch eingeschränkt fühlt und etwas mentalen Schmerz einsteckt.

Als weiterer Punkt kommt hinzu, dass psychische Probleme oft nicht so ernst genommen werden, wie physische. Wie schon erwähnt, lassen sich körperliche Schäden leicht erkennen. Dies ist bei mentalen jedoch nicht so. Vielen Menschen machen beispielsweise Beleidigungen nur wenig aus, andere wiederum kommen auf negative Aussagen sehr schlecht klar. Dazu kommt, dass viele ihre wahren Gefühle verstecken und sich von innen „zerfressen“ lassen. Es fällt um einiges schwerer, innere Leiden nach außen zu tragen, als äußere. „Man sieht ja nichts.“ „Ist ja nicht so schlimm!“ „Überdramatisiere das doch nicht so!“ „Der/Die hat das bestimmt nicht so gemeint.“

Zum Abschluss kann ich sagen, dass der Text einige gute Denkansätze bietet. Gewalt, egal ob psychisch oder physisch, ist ein wichtiges Thema und sollte keinesfalls vernachlässigt werden. Man sollte jedoch bedenken, dass sowohl die in den Texten genannten, als auch meine Argumente, nicht nur auf ältere Personen zu beziehen sind. – Auch Jugendliche und Erwachsene sind oftmals ähnlich betroffen.

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