Der Text „Ich weiß, wo dein Haus wohnt“ von Walter Müller aus dem Standard vom 17.08.2012 behandelt die Veränderung der Sprache von Jugendlichen durch Einflüsse aus Deutschland und anderen Ländern.
Die Niederschrift beginnt damit, dass ältere Menschen Jugendsprache als grundlegend schlecht darstellen und man doch Worte oder Grammatik, die auch sie in ihrer damaligen Jugend gebraucht haben, verwenden soll. Zwischen „ein Fünfer“ und „einer Fünf“ ist ja auch so ein großer Unterschied, oder? Meiner Meinung nach, sollte man den Ausdruck wählen, der einem besser gefällt. Ob man nun das im Text angesprochene „Piefke“-Deutsch verwendet oder herkömmliches „Österreichisches Deutsch“ ist doch vollkommen egal. Welche Gründe gibt es, sich über leicht veränderte oder angepasste Satzteile aufzuregen? Das Einzige, was man an derartigen Satz Konstrukten bemängeln kann ist, dass diese, zumindest noch nicht, in einem genormten Wörterbuch stehen oder teils grammatikalisch nicht komplett korrekt sind. Wir sind hier aber nicht im Deutsch-Unterricht und ich bezweifle, dass Erwachsene sich auch immer an alle Normen halten.
Nun stellt sich die Frage, wodurch Jugendsprache eigentlich entsteht. Der Text nennt als Begründung TV-Serien wie „How I met your mother“, die darauf Einfluss nehmen. Diese lassen uns oft hochdeutsche Wörter in die Sprache einfließen. Diesem Punkt kann ich durchaus zustimmen, wobei ich ihn gerne noch etwas ausbauen möchte. Synchronisation von Fernsehserien als einzigen Grund zu nennen ist, wie ich finde, nämlich etwas zu wenig. Vor allem in den Zeiten des Internets, mit dem so gut wie jeder meiner Generation zu tun hat, ist ein korrektes, dialektloses Deutsch unumgänglich. Haben Sie schon mal eine Webseite im Dialekt gesehen? Ja? Wie oft? Selten. Weit weniger als 1% der Seiten im Netz verwenden einen Dialekt oder die „Österreichische Sprache“. Man verwendet diese höchstens, wenn man mit Kollegen aus dem eigenen Land schreibt. Selbst von Österreichern publizierte Seiten verwenden meist keine Dialektbegriffe. Zusätzlich kommt hinzu, dass mehr Menschen im Internet aus Deutschland als aus Österreich kommen. Klingt auch einleuchtend, wenn man bedenkt, dass Deutschland in etwa zehn Mal so viele Einwohner hat wie Österreich. Somit treibt man sich in Foren, Chats oder Spielen schlussendlich oftmals eher mit deutschen Kollegen herum und lässt seine Sprache dadurch beeinflussen.
Weitaus interessanter als Sprachanpassungen durch Hochdeutsch sind jedoch Wörter, die speziell durch Jugendliche entstanden sind oder aus komplett anderen Sprachen übernommen wurden. Im Text wird beispielsweise „Lan“, das Türkische „Alter“, genannt. Dieses Phänomen kenne ich vor allem durch die englische Sprache. Durch den vermehrten Einfluss anderer Sprachen, beispielsweise durch das schon zuvor genannte Internet, neigt man oftmals dazu, englische Begriffe im Deutschen zu verwenden. „Community“ klingt doch viel „hipper“ und jugendlicher als „Zusammenschluss“. Doch nicht nur andere Sprachen können die deutsche beeinflussen, auch können Wörter sozusagen aus dem Nichts entstehen. Eine deutsche Freundin hat mir beispielsweise das Wort „Schmu“ „beigebracht“, welches so viel wie Schwachsinn heißt. Irgendwelche Rückschlüsse auf andere Sprachen konnte zumindest ich hier nicht finden.
Zum Abschluss kann ich sagen, dass ich persönlich Jugendsprache für eine interessante Entwicklung halte. Meine Kollegen verwenden sie, ich verwende sie, die Generation nach mir wird sie verwenden – wenn vielleicht auch in anderer Form. Sprachanpassungen sind absolut nichts Schlechtes und dienen nur dazu, gesprochenes oder geschriebenes aufzulockern oder etwas anzupassen. Dies sollte auch von Älteren akzeptiert werden, denn seinen wir mal ehrlich: Vieles, was diese früher gesagt haben, war auch eine Art Jugendsprache.
Guter Blogbeitrag! Die Thematik ist zurzeit ziemlich aktuell und wird es womöglich künftig bleiben.